Was ist naturnahes Grün?

Was gehört in einen Naturgarten? Was braucht eine Blumenwiese? Wie gestalten wir wirklich naturnah? Hier stelle ich vier Grundsätze zur Orientierung vor.

Was gehört in einen Naturgarten? Was zeichnet naturnahe Gärten und Grünflächen aus? Wie gestalte ich einen Naturgarten für mehr Biodiversität vor der Haustüre?

Naturnahe Grünflächen hört man: sie summen, zwitschern und zirpen. Man riecht eine Wolke von Düften, und man sieht vor allem: Vielfalt. Vielfalt an Strukturen, Vielfalt an Farben – denn das naturnahe Grün ist meistens bunt! – und eine Vielfalt an Tieren. Denn mit naturnahen Grünflächen schaffen wir Lebensraum für eine erstaunliche Vielfalt an Insekten, Vögeln, Amphibien, Reptilien und kleinen Säugetieren.

Das klingt paradiesisch (und ist es auch!), ist aber ganz einfach: wenn man entsprechende Grundsätze befolgt. Hier stelle ich Ihnen fünf Grundsätze vor, die naturnahe Grünplanung auszeichnen. Egal, ob es sich um den eigenen Garten, Spielräume, öffentliche oder gewerbliche Grünflächen handelt.

Das 5-minütige Video des Naturgarten e.V. gibt einen guten Einstieg in das Thema:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=q1D4MlgT62w&w=1280&h=720]

fünf Grundsätze für naturnahes Grün

  • Verwendung heimischer Wildpflanzen
    DAS Grundprinzip schlechthin („Was gehört in einen Naturgarten?“) ist die Verwendung heimischer Wildpflanzen, schließlich bilden diese die Basis unseres Ökosystems. An sie haben sich über Jahrtausende zahllose Insektenarten angepasst und können ohne sie nicht mehr existieren. Umgekehrt bilden Insekten für fast alle anderen Tierklassen die Nahrungsgrundlage, weshalb viele Wildpflanzen also auch für Igel, Gartenrotschwanz, Frosch und Eidechse wichtig sind. Mit den heimischen Wildpflanzen holen wir uns die Natur zurück und bauen das Ökosystem von unten auf. Wildbienen, Schmetterlinge, Hummeln und Vögel folgen: Versprochen!
  • Arten-, Standort- und Strukturvielfalt
    Um vielen spezialisierten Insektenarten Lebensraum zu schaffen, setzen wir auf eine möglichst große Anzahl an Arten heimischer Wildpflanzen. Weil diese aber pro Standort limitiert ist (auch eine sehr bunte Blumenwiese halt selten über 50 verschiedene Blumenarten), gilt es verschiedene Standorte zu schaffen: Blumensäume, Hecken, feuchte und trockene, sonnige und schattige Bereiche, Teiche und Sumpfbeete. Weil viele Tierarten verschiedene Lebensraumtypen benötigen (z.B. die Hecke zur Eiablage und die Blumenwiese als Nektarquelle) vermehrt sich der ökologische Wert unserer Flächen so um ein Vielfaches! Schließlich dürfen auch diverse Strukturen wie Rückzugsräume, Nistgelegenheiten etc. nicht fehlen. Dies können z.B. Trockenmauern sein oder Totholz- und Laubhäufen, offener Boden oder Wasserflächen.
  • Konsequent bis ins Detail: jeder Quadratmeter zählt!
    Die Erfahrung zeigt, dass bereits ein Blumentopf mit Wildpflanzen eine seltene Nektarquelle für spezialisierte Wildbienen sein kann. Lassen Sie uns angesichts des bedrohlichen Artensterbens nicht Kleckern sondern Klotzen! Für die Planung bedeutet dies den Ehrgeiz, alle Möglichkeiten für mehr Natur mit zu bedenken: vermeintliche Details wie Pflasterfugen und Regenwasser gilt es ebenso einzubeziehen wie Balkonkästen und Garagendächer.
  • Verwendung nachhaltiger und naturverträglicher Materialien
    Dass die Verwendung von chinesischem Granit und Umweltgiften ein absolutes No-Go ist, sollte eigentlich klar sein. PVC kommt in keinen Naturteich.
    Besonderes Augenmerk verdient stattdessen die Möglichkeit, mit Recycling kostengünstig sowie umwelt- und klimafreundlich zu planen. Nicht nur Mauern lassen sich hervorragend und formschön aus alten Ziegeln und Pflastersteinen neu errichten, auch anfallender Aushub kann oft auf der Fläche wiederverwendet werden.
  • Nutzerfreundlich, transparent und demokratisch Planen
    Naturnahe Grünflächen sind nicht nur Gärten für Tiere, sie sind in erster Linie für Menschen gemacht! In jedem Raum überkreuzen sich dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen. Man denke an eine Familie: die tastende Erkundung der Kleinsten, den Bewegungsdrang der Kinder, das Rückzugsbedürfnis der Jugendlichen und das Ruhebedürfnis ihrer Eltern – sowie eventuell die eingeschränkte Mobilität der Großeltern. Diesen Umstand versuche ich bewusst als Gelegenheit zu nutzen, möglichst viele Stimmen in der Planung (und idealerweise auch in der Umsetzung) miteinzubeziehen und ihre Wünsche umzusetzen.
    Die aus einem solchen gemeinsamen Prozess erwachsenen Räume stiften nachhaltig Identität und Verbindung.